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Freude über Berufsschul-Standort Weißenburg

 
 

Mittwoch, 18. Oktober 2023 17:30

Metzger-Innung Mittelfranken-Süd: Zehn Azubis im ersten Lehrjahr – Kritik an Politik, Bürokratie, Energie- und Rohstoffkosten

Fleischer und Fach-Referenten (v.l.n.r.): stv. OM Peter Grötsch, Dr. Miriam Wittke-Stockhausen, Dr. Ekkehard Kurth, KHS-Geschäftsführer Sebastian Dörr, OM Willy Böbel, stv. OM Max Gruber und Alexander Mosinski.


Pleinfeld-Stirn (pr) – Eine gute Nachricht verkündete Obermeister Willy Böbel (Georgens-gmünd-Rittersbach) bei der Herbstversammlung der Metzger-Innung Mittelfranken-Süd: Mit einer Sondergenehmigung bleibt die Fleischabteilung der Berufsschule Weißenburg auch im neuen Schuljahr für zehn Fleischer- bzw. Fachverkaufs-Azubis im ersten Lehrjahr aus der Stadt Schwabach und den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen erhalten; zuvor drohte eine Verlegung nach Fürth. Kritik übte er im Gasthaus „Schwarzer Adler“ in Pleinfeld-Stirn an der hohen Politik: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir verspreche stets den Abbau der überbordenden Bürokratie, aber nichts geschehe. Das Handwerk brauche „Klarheit und Wahrheit“.

 

Problematisch für die Branche nannte Böbel die hohen Sach- und Personalkosten. Zwar seien die Preise für Strom, Erdöl und Gas etwas gesunken, aber Gewürze, Därme, Gläser, Dosen und vor allem Fleisch seien teurer geworden. Dazu kämen gestiegene Kosten für qualifizierte Mitarbeiter, die kaum zu finden seien. Um trotzdem kostendeckend und gewinnbringend zu arbeiten, empfahl er nüchterne Kalkulation und ggf. eine Anpassung der Verkaufspreise. Um dabei zu unterstützen, will die Innung 2024 wieder am anonymen Preisvergleich des Fleischerverbandes Bayern teilnehmen. Auch die bisherige „Rund-um-die-Uhr-Versorgung“ müsse auf den Prüfstand; eine Kürzung der Öffnungszeiten könne den Energieverbrauch senken und Personalengpässen entgegenwirken.

 

Zu geringes Engagement der Betriebe bemängelte der Obermeister in der so wichtigen Nachwuchswerbung. Beim „Berufsparcours“ in Treuchtlingen und Roth vertraten nur er selbst, Alfred Knäblein (Röttenbach) und Hans Schmauser (Heideck) die Innung. Letzgernannter appellierte an die Kollegen, dran zu bleiben und jungen Leuten z.B. Praktika anzubieten, sonst gefährde der Nachwuchsmangel die Zukunft des ganzen Berufsstandes. Bei Gesprächen mit vielen Schülern habe man durchaus Interesse festgestellt.

 

Die Zahl der Innungsmitglieder ist nach Aussage von Kreishandwerkerschafts-Geschäftsführer Sebastian Dörr seit 2019 von 65 auf heute 54 gesunken. Im Rahmen der Freizeitmesse in Nürnberg fand der traditionelle Presssack-Wettbewerb der Innung statt. Es siegte Josef Greiner (Greding) vor Claus Böbel (Georgensgmünd-Rittersbach). Platz drei teilten sich Georg Wechsler (Spalt) und Manfred Lederer (Thalmässing).

 

Dr. Miriam Wittke-Stockhausen, Leiterin der Abteilung 5 Veterinärwesen/Gesundheitlicher Verbraucherschutz am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, wies auf die Vielzahl vorgeschriebener Eigenkontrollen hin: Für Umgebungskontrollen, Abklatschproben, Schlachtkörper- oder Hackfleischuntersuchungen seien die Fleischereibetriebe verantwortlich, was gut klappe. Stv. Obermeister Peter Grötsch (Ellingen) erklärte, das „Rundum-Sorglos-Paket“ des Fleischerverbandes decke alle Untersuchungen ab.

 

Dr. Kurth, .Leiter der Abteilung Veterinärwesen im Landratsamt Roth, teilte mit, für die vom Freistaat Bayern beschlossene Reduzierung der Fleischbeschaugebühren für Kleinbetriebe fehle noch die EU-Freigabe. Und: Es gebe immerhin drei Anträge von Landwirten, die auf ihrem Hof mithilfe eines Metzgers schlachten möchten; wer eine mobile Schlachteinheit nutzen wolle, dem helfe das Veterinäramt mit allen wichtigen Maßgaben.

 

Als Gastreferent gab Alexander Mosinski, Technical Support Engineer beim Gewürzwerk Hagesüd (Hemmingen), einen Überblick über Zusatzstoffe in der Lebensmittelproduktion.  „Aber das braucht man für gute Wurst eigentlich nicht“, so der Experte. Überraschend für viele Verbraucher sei, dass sich der Geschmacksverstärker Glutamat auch natürlich in Tomaten oder Muttermilch finde, fünf sogenannte „E-Stoffe“ in jedem Apfel – und Ascorbinsäure einfach Vitamin C ist. Zusatzstoffe sind auf Produkten deklarationspflichtig, ebenso die 14 Hauptgruppen von Allergenen (von Senf bis Sellerie).

 

Zur Frage aus dem 20-köpfigen Publikum, ob Gewürzhersteller auf den Veggie-Hype vorbereitet sind, sagte Hagesüd-Verkaufsleiter Ralph Walter, veggie sei nicht nur ein Trend, sondern gerade bei jungen Leuten fest etabliert. Deshalb sollten sich auch klassische Metzgereien z.B. in der sommerlichen Grillsaison oder im Partyservice mit neuen Produkten für diese Verbrauchergruppe positionieren.

 

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