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Energiekosten und Bürokratie belasten Metzger

 
 

Dienstag, 28. Februar 2023 17:30

Innung Mittelfranken-Süd: Obermeister Böbel sieht Betriebe gefährdet und mahnt Politik – Nur 14 Lehrlinge – Beiträge erhöht

Obermeister Willy Böbel (Mitte) mit Evenord-Vorstand Christian Tschulik (l.) und KHS-Geschäftsführer Sebastian Dörr. Foto: KHS


Röttenbach (pr) – Die Metzger-Innung Mittelfranken-Süd hat die Krisen der vergangenen Jahre „wenn auch nicht ohne Blessuren, so doch einigermaßen annehmbar überstanden“´, sagt Obermeister Willy Böbel (Georgensgmünd-Rittersbach). In der jüngsten Jahreshauptversammlung im Gasthaus Knäblein in Röttenbach warnte er aber vor hohen Energiekosten und zu viel Bürokratie, die in der Folge zu weiteren Betriebsschließungen führen könnten. Auch die Zahl der Lehrlinge ist mit nur noch 14 auf einem Tiefpunkt.

Die Zahl der Innungsmitglieder ist im vergangenen Jahr um eines auf heute 52 gesunken (2019 lag sie noch bei 65). Böbel sagte, die Sorge um den Erhalt der Betriebe treibe ihn um, weil die Zeiten für viele immer schwieriger würden. Dafür verantwortlich sei zum einen die Preisspirale der Kosten für sämtliche Energiearten sowie für Fleisch, Gewürze usw., die sich immer weiter nach oben drehe. Da bleibe zu hoffen, dass sich einiges normalisiert – wahrscheinlich aber auf einem relativ hohen Stand. Eher ärgerlich stimmen den Obermeister auch die vielen Vorschriften und Auflagen seitens der Politik, die oft eher hemmend als fördernd in den Betriebsalltag hineinwirken. Es sei schwer verständlich, warum es heute fast unmöglich werde, eine Metzgerei oder Bäckerei zu führen: „Da wird eine gute Idee aus Mangel an Einsicht in die lebensnahe Praxis verhindert.“ Hier gelte es, stetig am Ball zu bleiben, Gespräche mit den Verantwortlichen zu suchen und zu führen und werbend für die Belange der Metzger einzutreten.

Als erfreulich bewertete Böbel im Rückblick Aktivitäten wie die Teilnahme an den Berufsparcours in Treuchtlingen und Roth im Herbst 2022 oder eine Hygieneschulung in Georgensgmünd, an der gut 60 Beschäftigte aus der Metzger- und 40 aus der Bäckerinnung teilnahmen.

Zum Thema Lehrlings- bzw. Fachkräftemangel hieß es, vermutlich werde ab September 2023 die Beschulung des ersten Ausbildungsjahres in Gunzenhausen stattfinden. Ganz sicher sei das aber noch nicht. Nach Aussage von Kreishandwerkerschafts-Geschäftsführer Sebastian Dörr ist die Zahl der Azubis aus den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen, die derzeit an den Berufsschulen Weißenburg bzw. Fürth beschult werden, weiter gesunken. Im ersten Lehrjahr ist keine einzige Fleischerei-Fachverkäuferin gemeldet, im zweiten und dritten Lehrjahr sind es je zwei (insgesamt vier). Bei den Fleischern sind es immerhin fünf Azubis im ersten, drei im zweiten und zwei im dritten Lehrjahr (insgesamt zehn).

Dörr stellte die Jahresrechnung 2022 und den Haushaltsplan 2023 vor; beide Zahlenwerke wurde einstimmig genehmigt. Vorangegangen war die Erläuterung der Beitragserhöhung durch den Fleischerverband Bayern. Aufgrund des Mitgliederrückgangs der Innung wurde erstmals seit 2016 eine Erhöhung des Grundbeitrages um 120 Euro pro Jahr und Betrieb auf nun 270 Euro ebenfalls einstimmig beschlossen. In der Diskussion der 20 anwesenden Mitglieder wurde begrüßt, dass die Fleischbeschaugebühren bayernweit gesenkt werden sollen. Festgestellt wurde auch, dass im Partyservice der Metzgereien zunehmend vegetarische Alternativen zusätzlich zum Fleischgericht angefragt werden.

Als Gastreferent gab Christian Tschulik, seit zwei Jahren Vorstand der Nürnberger Fleischergenossenschaft Evenord, einen Einblick in die Zukunftsperspektiven des 1924 gegründeten Großhandelsunternehmens. Er betonte, man drehe „jeden Stein“ um und versuche, alle in der Vergangenheit beschädigten Kundenbeziehungen zu kitten. Man sei dankbar für jeden Hinweis, wo eine Lieferung nicht funktioniert habe, kein Außendienst oder Telefonverkauf erreichbar gewesen oder Versprechen nicht gehalten worden seien. Da gebe es noch einige Aufgaben und Probleme aufzuarbeiten. Aber, so Tschulik: „Wir kümmern uns jetzt um unsere Kunden, um die Metzger – das können wir!“ So habe man zuletzt den Vertrieb und die Filialen (auch baulich) gestärkt und sich auch in der jüngsten  Zeit der Preisturbulenzen und Krisen als verlässlicher Partner gezeigt. Zudem wurde der Maschinen- und Servicespezialist Christian Höhn (Wendelstein) für eine Zusammenarbeit gewonnen; Tschulik lud für 22./23. April (13-18 Uhr/10-16 Uhr) zu einem Tag der Offenen Tür in den Evenord-Stammsitz mit Zentrallager in Nürnberg-Altenfurt ein, an dem der neue Höhn-Werkstattbetrieb eröffnet wird. Zum 100-jährigen Bestehen der Genossenschaft 2024 ist wieder eine große Fachausstellung geplant.

Neu bei der Evenord ist auch ihr gut gefüllter Seminarkalender: Verkaufsschulungen mit der ehemaligen Bundessiegerin Karmen Walcher, Themen von Käse über Hygiene bis zum Messerschleifen, Partnerfirmen von Poly Clip und Rühle über Dick bis Seeger Chemie sind dabei. Besonderheiten, die nur die Evenord und ihre Evenord-Bank bieten können, sind laut Tschulik zudem Warenkredit, Investitionskredit und Mitgliedschaft.

Ehrend gedacht wurde in der Sitzung der im Oktober 2022 verstorbenen Inge Rabus (Rednitzhembach), die 27 Jahre lang im Prüfungsausschuss der Fachverkäuferinnen tätig war.

Am 17. Juni 2023 plant die Metzger-Innung ein Ersthelferseminar beim BRK Roth, am 23. September ihre Gesellenfreisprechungsfeier, am 11. Oktober ihre Herbstversammlung, am 25. November ihre Jahresabschlussfeier.

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